Warendorf
Pfiffige Post und lächerliche Lyrik
Warendorf - Satirisch und poetisch eröffneten Winfried Bornemann und Manfred Hausin das Semester der Volkshochschule - die legte mit diesem hochwertigen Auftakt ihrer Veranstaltungsreihen die Messlatte für das beliebte Ereignis noch höher als in den vergangenen Jahren. Die begeisterten Zuschauer honorierten die Veranstaltung im prall gefüllten Sophiensaal mit viel Applaus.
Denn Bornemann und Hausin boten am Donnerstagabend Satire auf höchstem Niveau. Die beiden scharfen Beobachter der Gesellschaft nehmen gerne Anstoß - und stoßen damit an: Bornemann in Briefform, Hausin in Form von Lyrik.
Bornemanns Briefe sind keine Juxbriefe, sie sind tatsächlich versendete Frechheiten. Bornemann liest aber nicht nur seine unverschämten Schriebe vor, sondern auch die Antworten darauf. Und gerade die haben es in sich: Bürokraten, Bankiers und Professoren merken nur in wenigen Fällen, dass sie an der Nase herum geführt werden.
Bornemann verbürgt sich dafür, kein Wort, nicht einmal ein Komma bei den Antworten verändert zu haben. Mit einem Pfennig und dem dazu gehörigen Schreiben an die Bundesbank hatte Bornemanns postalischer Feldzug 1979 begonnen.
Dabei muss er auch Unannehmlichkeiten in Kauf nehmen. Ein Brief an einen bekannten Professor, in dem er sich als „Hobby-Chirurg“ outet, der einen Leitfaden „Chirurg in dreißig Tagen“ heraus bringen möchte, bringt ihm einen unfreiwilligen Kontakt mit der Ärztekammer ein.
„Auch die Briefbögen sind dabei wichtig“, erklärt der Briefmacher. Ein gutes Logo , dickes Papier und der „Verband Deutscher Imbiss-Geschädigter“ im Briefkopf gingen als seriös durch.
Dazu mischt er bei den Kleinanzeigen in den Tageszeitungen tüchtig mit. Allerdings setzt Bornemann nicht nur selber welche auf, er antwortet auch. Ganz in eigener Manier natürlich.
Manfred Hausin setzt seine Satire in teilweise sehr biografischen Gedichten und Liedertexten um, die er erstmals als 15-Jähriger veröffentlichte. In seinen Texten nimmt Hausin menschliche Verhaltensweisen und Fehlverhalten unter die Lupe und gibt Alltagssituationen eine andere Plattform. „Der Stoff liegt auf der Straße“, erklärt er: „Man muss sich nur danach bücken“.
Bei Hausin kommt es oft auf Nuance, ein einzelnes Wort an, er setzt aber kein einziges Wort zu viel - seine Verse sind auf das Wesentliche reduziert. Oft fügt Hausin ein Wort hinzu oder tauscht es aus. So eröffnet der Autor neue Perspektiven, die zum Lachen anregen - häufig genug bleibt der Lacher aber im Halse stecken. Denn Hausin hält nicht nur seinen Zuhörern den Spiegel vor, sondern strotzt auch vor Selbstironie.
Hausin und Bornemann provozieren - aber polarisieren kaum. Ihre geschriebenen Gesellschaftsspiegel sind eindeutig. Es gibt nichts zu interpretieren. So unterschiedlich Bornemann und Hausins schreiberischer Umgang auf den ersten Blick erscheinen mag, so gut ergänzen sie sich auf den zweiten. Das Publikum quittiert diese Kunst mit etlichen Lachsalven. Es ist eben nichts witziger als der alltägliche Wahnsinn.